Das Abstimmungsverhalten der Regierungskoalition zur Frauenquote will Hiltrud Lotze (SPD) nur ungern kommentieren. Wie schon beim Betreuungsgeld sei auch diese Abstimmung erneut ein Rückschritt für Frauen und für Männer. Mit dem Polittheater der letzten Woche würden wieder einmal nur die Politikverdrossenen an Zulauf gewinnen.

„Schauen wir uns doch an, was die sogenannte Selbstverpflichtung der Wirtschaft oder die Flexiquote der Frauenministerin gebracht haben,“ empfiehlt Hiltrud Lotze.

Trotz Selbstverpflichtung seien Ende 2012 in den Top-200-Unternehmen in Deutschland nur 4 % aller Vorstandsposten und knapp 13 % aller Aufsichtsratssitze mit Frauen besetzt gewesen. Mit zunehmender Größe eines Unternehmens nehme der Frauenanteil im Übrigen auf allen Führungsebenen ab. Während die Quote in Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern noch 21,6 % betrage, liege der Anteil weiblicher Führungskräfte in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern nur noch bei 8,3 %.

Dabei müssen die Firmen sich nicht einmal besonders anstrengen, qualifizierte Frauen zu finden. Es gibt mehr weibliche Studierende an den Hochschulen, und sie erzielen auch noch bessere Abschlüsse als ihre männlichen Kommilitonen. Aber mit dem Einstieg in das Berufsleben beginnt der kleine Unterschied bereits zu wirken. Akademikerinnen verdienen als Berufsanfängerinnen ca. 20 % weniger als ihre männlichen Kollegen.

Angesichts solcher Zahlen verstehen sogar die meisten Männer den Ärger der Frauen über die schwarz-gelbe Frauenpolitik. „Die Frauenquote ist aber nicht allein eine Gerechtigkeitsfrage,“ wendet Lotze ein und zitiert eine der neuesten Studien zu Frauen in Aufsichtsräten - übrigens von zwei männlichen Wissenschaftlern verfasst, wie sie betont. In dieser Studie werden handfeste wirtschaftliche Gründe angeführt, Frauen in Aufsichtsräte zu berufen. Unternehmen mit vielen Frauen in den Vorständen weisen eindeutig bessere Ergebnisse aus und verzeichnen weniger Pleiten. Nur eine einzige Frau im Vorstand senke bereits das Risiko, bankrott zu gehen, um 20 Prozent. Frauen seien deutlich kooperativer und konsensorientierter und bei konkurrierenden Interessen besser geeignet, faire Entscheidungen zu treffen. Die beiden Autoren behaupten sogar, Unternehmen mit wenigen Frauen in den Vorständen würden ihren Investoren schaden. Lotze: „Die Männer sollten sich also aus eigenem Interesse um den Aufstieg von Frauen kümmern. Denn auch aus anderen Studien ist seit langem bekannt, dass gemischte Führungsteams wesentlich effizienter und kreativer arbeiten.“